Buchhandlung Neugebauer

Rezensionen

Wir holen alles nach
 

Carola Zimmermann




Sina gelingt der Spagat zwischen Kind, Beruf und neuem Partner nicht immer, aber zum Glück geht ihr Sohn Elvis gerne zu der über sechzigjährigen Ellen und ihrem Hund. Doch plötzlich scheint den sensiblen Jungen etwas zu bedrücken und Ellen setzt mit ihrem Verdacht eine Kette von Gerüchten in Gang. Eine einfühlsame Geschichte, die zum Nachdenken anregt.

Maxie Bantleon


Wir holen alles nach

Bei näherer Betrachtung meiner Bücherregale musste ich feststellen, dass mich meine Erinnerung nicht getrogen hat: Ich habe tatsächlich vor Jahren alle Bücher von Martina Borger gelesen, auch die, die sie gemeinsam mit Maria Elisabeth Straub geschrieben hat. Damals hatte mich vor allem "Kleine Schwester" sehr berührt, das war eine beklemmende Geschichte rund um das Heimkind Lotta.
Im neuesten Roman "Wir holen alles nach" steht wieder ein Kind im Mittelpunkt, der neunjährige Elvis. Man schließt ihn gleich ins Herz, diesen verträumten, eigenbrötlerischen Jungen, der sich in der Schule nicht ganz leicht tut und kaum Freunde hat. Seine alleinerziehende Mutter hat berufsbedingt wenig Zeit, der Vater lebt mit neuer Frau und Baby in einer anderen Stadt, und mit Thorsten, dem neuen Freund der Mama versteht sich Elvis "halt so naja". Da ist es ein Glück, dass Ellen in sein Leben tritt. Die pensionierte und früh verwitwete Buchhändlerin gibt Elvis zunächst nur Nachhilfe in Mathe und Deutsch, übernimmt aber dann in den Sommerferien, als Elvis' Vater mal wieder im letzten Moment den gemeinsamen Urlaub absagt, die Betreuung des Jungen für ganze zwei Wochen, das Geld, das Elvis Mutter ihr dafür zahlt, kann sie gut gebrauchen.
Zwischen Elvis und Ellen entwickelt sich aus der Zweckgemeinschaft eine wirkliche Freundschaft, die einen beim Lesen begeistert und berührt.
Und vielleicht ist es für Ellen sogar das größere Glück, dass Elvis in ihr Leben tritt. Denn auch wenn sie ihren Söhnen, ihren Freundinnen und vor allem sich selbst immer wieder versichert, wie gut es ihr doch geht und wie sehr sie das Alleinsein genießt und dass sie auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen braucht, so ist sie irgendwie doch oft sehr einsam. Als Ellen nach einem Zelt-Ausflug von Elvis und Thorsten Veränderungen an dem Jungen wahrnimmt und sie dann auch noch von Elvis' Klassenlehrerin darauf angesprochen wird, nimmt eine Kette aus verhängnisvollen Ereignissen ihren Anfang.
Mir hat dieser Roman wirklich gut gefallen. Martina Borgers Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Beschreibung der Charaktere sehr detailliert, ich mag auch ihre kleinen Boshaftigkeiten gerne, und wie bzw. dass sie den Leser oft auf die falsche Fährte führt. Denn auch wenn man ahnt, dass Elvis nicht das widerfahren ist, was zuerst angedeutet wird, ist die Auflösung des Geheimnis doch überraschend.

liesmal


Von Freundschaft und Vertrauen

Das Buch von Martina Borger „Wir holen alles nach“ aus dem Diogenes Verlag erzählt die Geschichte der alleinerziehenden berufstätigen Mutter Sina, die zwar seit kurzer Zeit mit einem neuen Partner zusammenlebt, aber dennoch eine Person sucht, die sich zeitweise um ihren Sohn kümmert. So lernen sich Ellen, Ende sechzig, und der neunjährige Elvis kennen. Sie sind sich sofort sympathisch und da Ellen außer Zeit und Geduld auch noch einen Hund hat, entsteht bald eine tolle Freundschaft zwischen den Beiden. Ellen gibt Nachhilfe in Mathe und Deutsch, gemeinsam machen sie große Spaziergänge mit dem Hund und haben einfach Freude daran, Zeit miteinander zu verbringen. Ellen weiß Elvis mit dem Thema Umweltschutz zu begeistern, und überhaupt ist er interessiert an vielen Dingen. Es macht mir unglaublich viel Spaß, die Beiden zu begleiten und der wunderbar einfühlsame Schreibstil lässt mich nur so durch die Seiten fliegen und die herzerwärmende Geschichte genießen. Doch schon bald spürt Ellen, dass irgendetwas mit Elvis nicht stimmt. Welches Geheimnis umgibt ihn?
Ich habe große Hochachtung vor der Autorin, der es gelingt, meine Gedanken in völlig falsche Richtungen zu lenken, die mir aber gleichzeitig vor Augen führt, dass man sich besser nicht so leicht beeinflussen lassen und vorschnell urteilen sollte. Bis zum Schluss hat mich die Geschichte begeistert, die viele aktuelle Probleme thematisiert, ohne dass es langweilig wird.
Martina Borger – ein Name, den ich mir merken werde!

Barbara Kumpitsch


Wir holen alles nach

Es ist Jahre her, dass ich ein Buch von Martina Borger gelesen habe. Mir ist von „Lieber Luca „ in Erinnerung geblieben, dass Borger sehr viel Gefühl und Gespür in ihre Charaktere legt. Das Schöne an ihrem neusten Werk ist, dass sie wieder mit einem Netz aus Gerüchten und Intrigen Spannung aufbaut. Lange ahnt man nicht, was mit dem achtjährigen Elvis (genialer Name) los ist, und sobald man glaubt, was das Schlimme ist, das dem feinfühligen Bub passiert ist, liegt man völlig daneben. Die schönen Dialoge der Patchworkfamilie machen diesen Roman wieder zu einem sehr stimmigen Werk! Fazit: Nachholen ist schwer, besser man macht es gleich!