Buchhandlung Neugebauer

Rezensionen

Das Volk der Bäume
 

HEYNi Anna Partl




Ein Buch, dem ich ebenso zwiespältig gegenüberstehe wie es geschrieben ist. Auf der einen Seite ist es aufwühlend und befremdlich, auf der anderen findet man sich auf einer Insel wieder, die so ästhetisch wie betörend ist. Faszinierend erzählt und mit einer gewaltigen Sprachgewandtheit entführt uns die Autorin in eine exotische Welt, die dem Leser gewiss noch für längere Zeit im Kopf herumschwirren wird. Mit dem Protagonisten konnte ich mich nicht anfreunden, aber das Buch mit all seinen Facetten habe ich – vielleicht gerade deshalb – verschlungen bis zur letzten Seite.

Maxie Bantleon


Das Volk der Bäume

Hui, was für ein Buch! Wir halten die Aufzeichnungen von Dr. Norton Perina in den Händen, einst gefeierter Mediziner und Nobelpreisträger, jetzt wegen Kindesmissbrauch im Gefängnis. Hanya Yanagihara erzählt in ihrem Erstlingswerk, das erst jetzt auf deutsch erschienen ist, eigentlich zwei Geschichten. Auf den zweiten (zum Glück weitaus kürzeren!) Teil, in dem es um den Missbrauch geht, hätte ich gut verzichten können, da hat sich die Autorin in ihrem Welterfolg "Ein wenig Leben" doch genug ausgetobt. Aber der erste Teil ist einfach phantastisch! Sie beschreibt den südpazifischen Dschungel, die Farben, Geräusche und Gerüche derart eindrucksvoll, dass man meint, wirklich mittendrin zu sein und gemeinsam mit Perina und dem Anthropologen Paul Tallent auf ein völlig isoliert lebendes Volk zu stoßen. Und dort macht Perina auch die Entdeckung seines Lebens: Der Verzehr einer bestimmten Schildkrötenart scheint das ewige Leben zu verheißen -- aber um welchen Preis?
Perina ist ein Antiheld, ein Unsympath, ein rastlos Suchender, der bereit ist, für sein eigenes Glück das aller anderen zu opfern. Ähnlich rastlos wird der Leser durch die Seiten hetzen; dringendst muss man wissen, was als nächstes geschieht. Unbedingt mitzulesen sind die Fußnoten von Perinas "Herausgeber" -- ein raffinierter Kniff, denn sie enthalten oft die wichtigsten Informationen!

Barbara Kumpitsch


Das Volk der Bäume

In der heutigen Zeit sind große wissenschaftliche Entdeckungen nicht mehr weltbewegend und wir vergessen oft, wie aufregend die 50ger Jahre in der Welt der Wissenschaft waren. Einen Stamm zu erforschen, der noch nie mit der westlichen Kultur in Berührung gekommen ist, diese Erfahrung darf der junge amerikanische Wissenschaftler Norton Perina machen. Auf der kleinen mikronesischen Insel entdeckt er Geheimnisse, die sein Leben und das des Stammes bedeutend verändert. Nicht unbedingt zum Guten. Der Roman beginnt am Ende und es gibt zwei Erzähler, die alle moralischen Dilemmas dieser Forschung abdecken. Als Leser sitzt man auf Nadeln, denn schnell weiß man, dass Yanagihara einige Überraschungen bereithalten wird. Diese Insel zu erfinden, zeugt von einer literarischen Fähigkeit und extremer Intelligenz, und oft musste ich ganze Absätze wiederlesen, weil ich nicht glauben konnte, wie unbequem Yanagiharas Wahrheiten sind.

HEYNi Karoline Ferlitsch




Die Geschichte des Arztes Norton Perina zieht den Leser in den Bann, aber wirft auch die Frage auf, ob herausragende wissenschaftliche Leistungen alles rechtfertigen. Brillant geschrieben und spannend bis zum Schluss. Ein starkes Buch!