Buchhandlung Neugebauer

Rezensionen

Harte Jahre
 

OWI


Ein historischer Roman - viel Historie, wenig Roman

Vargas Llosa beschreibt in diesem "Roman" die Geschichte Guatemalas im Zeitalter des Kalten Krieges. Es geht dabei hauptsächlich darum, wie skrupellos die USA in ihrem "Hinterhof" vermeintlich kommunistische Regierungen, auch wenn sie demokratisch gewählt worden waren, stürzen ließen und durch gefügige Regime, die das Kapital und vor allem die United Fruit Company schützen, ersetzt haben. Man nahm billigend in Kauf, dass es sich dabei um Diktatoren handelte, wichtig war nur, dass sie die Interessen der USA vertraten.
Weitgehend beschreibt Vargas Llosa hier Geschichte. Alle wesentlichen Figuren sind echte historische Personen. Nur einige, eigentlich für den Lauf der Historie nebensächliche, sind fiktiv, so die Hauptfigur, eine schillernde Frau, die als Geliebte eines von den USA protegierten Diktators dem Buch einen Rahmen gibt. Und gleichsam, weil sie die Sicht der USA vertritt, vom Autor "benutzt" wird, um die verlogenen und zweifelhaften Positionen des angeblichen "Mutterlandes der Freiheit und der Demokratie" zu entlarven bzw. zu kommentieren.
Die Hauptpointe am Ende ist, dass sie sich als alte Frau erfreut zeigt, dass ein gewisser Donald Trump gerade Präsident geworden ist. So schlägt Vargas Llosa die Brücke in die Gegenwart: Trump ist nur das, was die USA seit dem Zweiten Weltkrieg immer waren.
Empfehlenswert!

Florian Lechner


Harte Jahre

Mario Vargas Llosa widmet sich in seinem neuen Roman der jüngeren Geschichte Guatemalas, die exemplarisch für die meisten mittelamerikanischen Länder steht. Am Beispiel einiger ausgewählter Protagonisten erzählt er, wie ein großer Lebensmittelkonzern mit Hilfe der CIA eine Regierung stürzte, um eine Land-. und Steuerreform zu verhindern. Da in den USA der 50er Jahre ein geradezu paranoider Antikommunismus herrschte, hatten diese Organisationen leichtes Spiel, einen von Amerika finanzierten Putsch zu organisieren. In der Folge kam es zu weiteren Umstürzen, an denen oftmals dieselben Personen im Hintergrund mitwirkten. Andere mussten ins Exil und trieben in anderen Diktaturen Mittelamerikas ihr Unwesen. Vargas Llosa gelingt es wie in all seinen anderen politischen Romanen kühle Analyse mit spannender Erzählung zu verbinden und macht so komplexe historische Zusammenhänge für eine breite Leserschaft zugänglich. Hervorragend!(

Barbara Kumpitsch


Harte Jahre

Der Wikipedia-Eintrag zu diesem Thema klingt so, als wäre das Ereignis nicht von Bedeutung gewesen, als hätte es gar nicht stattgefunden: Guatemala als Hotspot von Wirtschaftsinteressen wird mit einer dreisten Lüge (dass die Kommunisten dort ihr Zentrum haben) aufgemischt. Vargas macht daraus einen ganzen Roman, und alle Beteiligten kommen zu Wort. Oft fragt man sich dann doch, was ist Wirklichkeit, was ist Fiktion, und ein Nobelpreisträger kann das eben gut, dem Leser den Spiegel vorhalten! Welche Gerüchte hat die CIA in die Welt gesetzt und wie kann ein Medienmogul soviel Unwahrheiten verbreiten, dass sich die Geschichte ganz Südamerika verändert? So träumen wir zusammen mit Vargas weiter von einer Demokratisierung dieser Länder, die durch Einmischung der USA so viel verloren haben und in einen Zustand zurückgefallen sind, der weit weg von Freiheit ist.