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Rezensionen

Vom Land
 




Vom Land

Dominik Barta  gelingt es in seinem ersten Roman gut,  heutiges  Leben am Bauernhof und im Dorf und dessen rasanten Wandel in vielen Facetten zu beschreiben. Er ist 1982 geboren und stammt selbst vom Land.
Theresa ist krank. Sie kann nicht mehr, will nicht mehr. Sie ist Bäuerin in Oberösterreich und hat ihr Leben lang gearbeitet – zu viel gearbeitet. Und zu wenig Wärme und Liebe gespürt. Erwin, der Bauer, ist überfordert  und kann alleine die viele Arbeit nicht schaffen. Die erwachsenen Kinder sind unterschiedliche Wege gegangen und alle fort. Keiner will den Hof übernehmen. Nur der 12-Jährige Enkel schaut öfter mal vorbei und nutzt den Hof und den Wald als Rückzugsgebiet vor seiner Familie. Dort lernt er einen andern Jungen, einen Syrer aus dem Flüchtlingsheim, kennen und freundet sich mit ihm an.
Alte Sicherheiten und Strukturen lösen sich auf, der Zusammenhalt im Dorf bröckelt massiv. Kälte und das Ich/Wir-Zuerst breiten sich aus. Im Dorf spiegelt sich die Spaltung unserer Gesellschaft wider, gerade  im Umgang mit Geflüchteten. Es deuten sich  aber auch neue Formen der Zusammenarbeit und Gemeinschaft an.
Der Roman beginnt langsam,  gewinnt dann an Dynamik und wird sogar richtig spannend.

HeynLeserunde Marianne Schaffer-Schellander


Berührend bitter!

Es ist keine leichte Kost, die uns Dominik Barta da vorsetzt. Es ist Hausmannskost. Schwer verdaulich, aber ehrlich sättigend. In seinem großartigen Debütroman berührt der Autor mit seiner klaren, eindringlichen Sprache und einer tragischen Familiengeschichte. Ich empfehle dieses Buch für Leser, die mehr als nur heitere Unterhaltung suchen.

Elisabeth Wallinger




Ein Debütroman, und was für einer! Noch dazu ein Oberösterreicher und so ist auch die Geschichte sehr verwurzelt in der Region. Neben der wunderbaren Monika Helfer, das wohl zweite, schwer preisverdächtige Werk aus österreichischer Feder.

Unglaublich was diese Hanser-Verlags-Verantwortlichen immer an schreibenden Alpenbewohnern an Land ziehen! Großes Kompliment dafür und ein noch größeres Kompliment an den Schreiber dieses phantastischen Romans.

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Gut zu lesen, aber zu viel Klischee

Ein vielversprechender Anfang, detailgenaue Schilderungen von den Verhältnissen im Dorf. Mehr durch ihr Verhalten sprechen die Menschen als durch Worte. Die Krankheit der Mutter - oder könnte es der Beginn einer Genesung sein mit weniger Druck, einfach zurückzukehren zum Alten? - ist eine kaum zu akzeptierende Verändererung für Mann, Kinder und Umgebung. Nur einer flüstert ihr zu - fahr einfach weg.
Doch danach wird Vieles an Problematik hineingestopft, das ich mehr und mehr als Klischees empfunden habe. Ich denk, dass es nicht so einfach ist mit den menschlichen Beziehungen, auch nicht und schon gar nicht auf dem Land.
Maria Dörfler

HEYN Leserunde Nicola Strahl


Vom Land wie es heute ist

Dieser Roman räumt auf mit der ländlichen Idylle, die wir alle noch in unseren Köpfen gespeichert haben.
Aktueller geht es kaum!
Unbedingt lesen!

HEYN Leserunde Erika Liebminger


Keine Idylle!

Dass das Leben am Land nicht immer eine Idylle ist , beschreibt Dominik Barta auf eindrucksvolle Weise. Es ist das Leben einer Bauernfamilie, das durch die seltsame Krankheit der Mutter erschüttert wird. Die erwachsenen Kinder zeigen sich schockiert, und als der zwölfjährige Enkel sich mit einem jungen Asylanten anfreundet, gerät die nach außen heile Welt ins wanken. Es sind alte Strukturen, die aufgezeigt werden und erst als sich die Mutter erschießt und nach dem Syrer geradezu eine Treibjagd veranstaltet wird, schreitet der Bauer ein. Alles, außer dem Asylanten, hat es am Land schon immer gegeben. Dominik Barta kennt das Land wirklich.

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Ein Heimatroman der besonderen Art

Dominik Barta schildert das Leben einer Familie in dem kleinen oberösterreichischen Ort Pielitz. Wenn man jedoch eine ländliche Idylle erwartet, wird man enttäuscht: auf knapp 164 Seiten erzählt von Sprachlosigkeit und Ausweglosigkeit, von zerbrechenden Ehen, prügelnden Männern, betrügenden Frauen und Männern, rechtspopulistischer Hetze, aufgestochenen Reifen, von Angst und Entfremdung, aber glücklicherweise gibt es auch ein paar Hoffnungsschimmer in Form von Freundschaft und Mut. So viele Themen für so wenige Seiten!

Der Autor zeichnet ein beklemmendes Bild einer Gesellschaft, in der starre Strukturen das Leben des einzelnen bestimmen und wo soziale Kontrolle allgegenwärtig ist, so dass Ausbruch oder Flucht fast unmöglich scheint. Eine sehr spannende Geschichte, auch wenn die Charakterisierungen der einzelnen Personen manchmal zweidimensional bleiben. Der minimalistische, aber klare und präzise Schreibstil macht die düstere Atmosphäre der unaufhaltsamen Auflösung greifbar.

Ein kleines Buch, das ich schnell gelesen habe, das aber lange nachwirkt. Eine aufwühlende Geschichte toll erzählt – wirklich empfehlenswert!

HEYN Leserunde Petra Hesse


Städterin an Land: wirklich???

Sprachlosigkeit lässt sich nur als Schilderung körperlicher Vorgänge in Sprache übersetzen. Auch im Falle von Lieblosigkeit kann das Fehlende nicht direkt geschildert werden – es ist ja nicht da. Das Abwesende bedarf der Bilder wie Metaphern oder Symbole, die auf es verweisen. Wenn also eine ältere Bäuerin nicht mehr spricht und wiederkehrenden Anfällen von Übelkeit und Erbrechen ausgesetzt ist, so ist – zumindest auch – eine psychosomatische Diagnose möglich, und eine andere findet sich bis zum Ende des Romans nicht: Theresa findet ihr Leben zum K...en.
Eine Ehe, die wirtschaftlich funktioniert; eine Tochter, die auf das Funktionieren der Großmutter für ihren eigenen Sohn setzt. Er, der Enkel, der aus all diesem Funktionieren in das Abenteuer ausbüchst und sich mit einem jugendlichen Asylanten anfreundet, schafft den einzigen Lichtblick in der dumpfen Atmosphäre des Dorfes, in dem neonazistische Villenbesitzer den Ton angeben.
Ist all das nicht etwas allzu stereotyp? Ich stelle diese Frage als Stadtmensch, nicht auf der Basis längerfristiger Erfahrung mit dem titelgebenden „Land“, sondern aufgrund der Beobachtung, dass meine Lust zu und Freude an der Lektüre doch ab der zweiten Hälfte des Romans spürbar nachließ.

HEYN Leserunde Ewa Wiercinska


soweit können die Zeit und das Tal gar nicht entfernt sein

Vom Land. Eine Mutter mit ihren Kindern. Theresia wolle ihre Kinder ja lieben – doch irgendwie schaffe sie es einfach nicht.

So sparsam geht Dominik Barta mit Wörtern auf rund 164 Seiten um. Eine Essenz. Er erzählt uns über die vielfältigen psychischen Folgen von der Erziehungsphilosophie (1934) der Ärztin Johanna Haarers. Sie forderte die Mütter dazu auf, die Bedürfnisse ihrer Kleinkinder gezielt zu ignorieren. Sie sollten emotions- und bindungsarm werden. Übermäßige Zärtlichkeiten und Körperkontakte seien in jedem Fall zu vermeiden. Diese Erziehung wirkt bis heute nach. Auch in der Nachkriegszeit fanden sich Haarers Erziehungsratgeber noch in fast jedem Haushalt.

Wenn ganze Generationen systematisch dazu erzogen worden sind, keine Bindungen zu Anderen aufzubauen, wie kann eine Mutter es dann ihren Kindern oder Enkelkindern beibringen? ...

Prädikat: besonders wertvoll, mit pädagogischen Hintergrund, man ist beim Lesen sehr berührt

HEYN Leserunde Andrée


Sprachlos

Die Tiefe des Textes verlässt uns leider in der Mitte, da der Autor alle Gegenwartsthemen wie Vorurteile gegen Migranten, Homosexualität, Kirche, Gefühlskälte, Kommunikationsschwierigkeiten erfassen will. Gerade am Beginn der Geschichte trifft Barta mit seiner Sprache das ländliche Millieu großartig. Weniger wäre mehr gewesen.