Buchhandlung Neugebauer

Rezensionen

Letzter Jodler
 

Petra Sch.


Der 8. Fall bringt den Gasperlmaier in die Schlagermusik-Szene

4,5 Sterne


Kurz zum Inhalt:
Beim alljährlichen Pfeifertag auf der Weißenbachalm wird nach einer großen Streiterei zwischen volkstümlichen und modernen Musikern ein Toter aufgefunden. Erschlagen mit einem Stein.
Das Mordopfer ist Christian Pönitzer, der Frontmann der Schlagerband "Original Kainischer Hasenjäger", wegen deren Musik der Streit angezettelt wurde.
Da der Altausseer Inspektor Franz Gasperlmaier mit seinem Freund, dem ehemaligen Postenkommandanten Friedrich Kahlß den Pfeifertag besucht hat, wird er natürlich mit dem Fall betraut.
Als dann auch noch der zweite Musiker der Hasenjäger, Sebastian Haudum, tot aufgefunden wird, muss Gasperlmaier erkennen, dass es im Hintergrund der Schlagermusikszene alles andere als eine heile Welt ist...


Meine Meinung:
"Letzer Jodler" ist der 8. Fall für den sympathischen Ermittler Franz Gasperlmaier. Die Geschichte ist in sich geschlossen und kann eigenständig gelesen werden. Einige der bisherigen Fälle werden im Verlauf kurz angesprochen und machen Lust, diese ebenfalls kennenzulernen.
Franz Gasperlmaier ist immer noch so schrullig und leicht verpeilt, der mit den Gefühlen von Frauen so gar nicht umgehen kann. Auch wie er mit seiner Vorgesetzten, Frau Dr. Kohlross umgeht, ist total witzig, weil er eben nicht wirklich mit ihr umzugehen weiß. Trotzdem kommt er in eine sehr kompromittierende Situation mit seiner Nachbarin Maresi, da seine Frau Christine sich ein 8-monatiges Sabbatical genommen hat und zuerst den gemeinsamen Sohn Christoph und dessen Freundin Rochelle in Kanada besucht und dann auf Weltreise geht. Fliegen geht für den Gasperlmaier natürlich gar nicht, deshalb ist er daheim geblieben!
Der Lokalkolorit hat mir in diesem Krimi sehr gut gefallen, denn man hatte richtig das Gefühl, im wunderschönen Salzkammergut und Ausseerland mitten dabei zu sein!
Auch die Einblicke hinter die Volksmusik- und Schlager-Fassade hat mir gut gefallen und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es genau so zugeht. Die Streitereien ums Kulturgut einerseits und mit der Musik Geld verdienen zu können andererseits. Daher war ich auch nicht überrascht, als die Sängerin der Hasenjäger, die Gitti aus Goisern (die eigentlich Nicole Hinterstoisser heißt), plötzlich bei den Proben der erfolgreichen Band Die Ödenseer dabei ist, nachdem alle anderen Mitglieder der Hasenjäger verstorben sind.
Die Auflösung hat mich jetzt nicht überrascht; aber der ganze Fall, die Polizeiarbeit und die Auflösung sind authentisch und aus dem Leben gegriffen, was mir sehr gut gefallen hat!
Erwähnen möchte ich auch das Cover in einem kräftigen Rot, das ein richtiger Eyecatcher ist, somit zu den anderen Bänden der Reihe passt und im Gedächtnis bleibt!


Fazit:
Humorvoller Österreich-Krimi aus dem wunderschönen Ausseerland mit viel Lokalkolorit und einem etwas verpeilten, aber total sympathischen Ermittler.

Bellis-Perennis


Hat mich gut unterhalten

In seinem achten Fall hat Postenkommandant Franz Gasperlmaier einiges einzustecken: Da ist zum einen das Sabbatical seiner Ehefrau Christine, die sich ob Franzens Flugangst alleine auf eine Weltreise begibt, der Kampf mit der Waschmaschine und dem ewig leeren Kühlschrank und zum anderen die Mühe mit einem verzwickten Kriminalfall im Umfeld der volkstümlichen Musik.
Dabei hat dieser 15. August so schön begonnen. Franz und sein ehemaliger Chef, der Kahlß-Friedrich wollen den sogenannten Pfeifer-Tag, eine traditionelle Volksmusikveranstaltung auf der Weißbachalm genießen. Doch dieses Jahr musizieren nicht nur die üblichen Seitlpfeifer, die unplugged ihre alten Volksweisen zum Besten geben, sondern auch elektrisch verstärkte Pseudo-Volx-Musikanten, die man aller Orten aus den Radios plärren hört und die mit vollbusigen und leicht geschürzten Frontsängerinnen Zuschauer gewinnen wollen. „Ödenseer“ gegen „Kainische Hasenjäger“ heißt das Match.

Nach dem wir uns hier im rauen Bergland befinden, werden Meinungsverschiedenheiten eher mit Fäusten, denn mit Worten ausgetragen. Gasperlmaier kann eine Eskalation gerade noch verhindern und kurze Zeit scheint es doch ein musikalischer Feiertag zu werden. Doch mit der Feiertagsruhe ist es schnell vorbei, als man hinter einer Fichte die Leiche des Leadsängers der Hasenjäger findet.

Motive den Pönitzer umzubringen gibt es viele, Verdächtige auch. Also kein leichtes Unterfangen für den verlassenen Gasperlmaier, der nicht einmal ein sauberes Hemd in seinem Schrank findet. Doch gemeinsam mit Frau Doktor Kohlross aus Liezen klappert der Franz die Verdächtigen ab.
Als dann das zweite männliche Mitglied der Hasenjäger tot aufgefunden wird, wird die Motivlage ein wenig klarer ...

Meine Meinung:

Herbert Dutzler meint es diesmal mit seinem Gaspermaier nicht allzu gut. Nicht nur, dass er ohne seine Christine ziemlich hilflos ist, wird er zum Objekt der Begierde der ebenfalls einsamen Nachbarin. Die bringt ihm einen Topf Gulasch und nach mehreren Schnapserln passiert das, was man im Allgemeinen „a b‘soffene G’schicht“ nennt. (Nein, es wird nicht der Polizeiposten an eine Oligarchennichte verhökert!) Der Franz muss sich nicht nur mit seinem schlechten Gewissen herumplagen sondern erhält wenig später noch einen rabiaten Ellenbogen ins Auge, als er wieder einen Raufhandel beendet und lädiert letzten Endes noch sein Knie.

Der Disput zwischen Volksmusik, volkstümlicher und volksdümmlicher Musik wird auch im echten Leben mit harten Bandagen geführt. Tote hat es allerdings bislang noch keine gegeben. So gesehen ist dieser Krimi ein humorvolles Abbild der Wirklichkeit: Der Kampf wischen Tradition und Moderne.

Postenkommandant Gasperlmaier ist nicht unbedingt der „große Macher“. Er hat es lieber, wenn ihm jemand sagt, wo es lang geht. Diese Mentalität legt er sowohl im Beruf- als auch im Privatleben an den Tag. Entweder gibt die Frau Doktor den Ton an oder seine Christine. Diesmal, und das merkt er sogar, scheint ihm auch die junge Kollegin Manuela Reitmair Befehle zu geben. Bei soviel Frauenpower sieht er leider ganz schlecht aus, der Franz. Dennoch ist er liebenswürdig und kann fast niemandem etwas abschlagen, auch nicht der einsamen Maresi.

Fazit:

Ein unterhaltsamer Krimi, der die Musikbranche gehörig aufs Korn nimmt. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt und gebe diesem 8. Gasperlmaier-Krimi gerne 5 Sterne.