Buchhandlung Neugebauer

Rezensionen

Das Lied des Achill
 

PFIFF


Schicksalhafte Freundschaft zwischen Achill und Patroklos


Der junge Prinz Patroklos wird aus unglücklichen Umständen aus seiner Heimat verbannt und kommt an den Hof von König Peleus, der mit der Meesresgöttin Thetis den Sohn Achill hat.
Sein einnehmendes Wesen zieht Achill an. Es entsteht eine enge Freundschaft. beide werden in Kriegskünsten unterrichtet und werden unzertrennlich, zum Missfallen der Göttin Thetis.
Als Achill in den Krieg gegen Troja geschickt werden soll, versucht die Mutter, ihren Sohn als Mädchen verkleidet zu verstecken. Doch Odysseus deckt die Maskerade auf und nimmt Achill mit zur Belagerung. Patroklos begleitet seinen Freund.
Achill kennt die Weissagungen, dass ihm nur ein kurzes Leben beschieden ist und dass er als Held in die Geschichte eingehen wird.
Patroklos steht ihm zur Seite bis zuletzt gegen den Widerstand von Thetis. Doch nichts und niemand kann die beiden trennen, nicht einmal der Tod.

Bücher in meiner Hand


Unsterblich und verliebt

Nach dem Lesen von "Ich bin Circe" wollte ich nochmals in den Genuss kommen, griechische Mythologie spannend erzählt zu bekommen. Deshalb griff ich zu "Das Lied des Achill" und vertiefte mich in sein Leben.

Es ist zwar mehr die Geschichte von Patroklos, aber beide sind untrennbar miteinander verbunden. Und dies, seit Patroklos seit einem tödlichen Unglück mit 10 Jahren verbannt und zu König Peleus geschickt wird. Patroklos wird von Peleus Sohn Achill als Freund ausgewählt. So muss er nicht mit den andern Pflegekindern zusammen wohnen und lernen, sondern macht alles mit Achill zusammen. Später werden sie bei Cheiron ausgebildet, doch als Helena gefangen wird, wird Achill als Krieger "einberufen".

Während Achill kämpft, arbeitet Patroklos als Arzt. Er war mir sehr sympathisch, hat das Herz am rechten Ort, er, Cheironides, Sohn des Cheyron, wie er sich nach den Lehrjahren bei Cheiron nennt. Patroklos weicht Achill nicht von seiner Seite - egal, ob im Königshof von Achills Vater Peleus, bei ihrer Ausbildung bei Cheiron oder in all den Kriegsjahren; egal, ob das was ihn erwartet Spass macht oder ganz gegen seine Überzeugung ist.

Eine Prophezeiung sagt, dass Achill berühmt wird. Leider ist genau dieser Ruhm und somit quasi die Unsterblichkeit Achill wichtiger als alles andere, er ist eitel und wird mir in seinen letzten Jahren immer unsympathischer.

Genau wie Odysseus, der hier auch vorkommt und den ich hier im Gegensatz zu "Ich bin Circe" nicht mag. Er ist in "Das Lied des Achill" nicht der nette Lover, sondern der Kriegsplaner. Der böse Part übernommen hat Achills Mutter Thetis, sie mag Patroklos nicht und macht alles, um ihn von Achill zu trennen.

Welche Liebe, ob die zur Mutter oder die zum Seelen- und Bettgefährten stärker ist, erzählt uns Madeline Miller in "Das Lied des Achill", das jetzt wieder neu aufgelegt wurde. Mir hat die Lovestory von Achill und Patroklos sehr gut gefallen. Zuerst versteckt, zart und verschämt und immer leidenschaftlicher und öffentlicher entdecken und leben die beiden ihre Liebe zueinander bis hin zum tragischen Ende.

Patroklos ist ein toller Charakter. Merkend, dass er anders als andere Jungs ist, erst scheu, dann immer stärker in seinem Bewusstsein; wissend, was er kann und was nicht; liebend, treu und gerecht in allen Bereichen - und das obwohl sich Achill, getrieben in seinem Ehrgeiz unsterblich zu werden, gefühlsmässig oft von seinem Gefährten entfernt.

Auch das Ende hat mich überzeugt, die Zwiesprache zwischen Patroklos und Thetis fand ich genial. Eins, zwei Längen wies der Roman aus, so dass es gute 4 anstatt 5 Wow-Punkte von mir gibt.

Fazit: Für alle, die griechische Mythologie mal anders lesen möchten - toll erzählt.
4 Punkte.