Buchhandlung Neugebauer

Suche

Ermöglichen und Verhindern

Ermöglichen und Verhindern

Vom Umgang mit Kontingenz | Markus Bernhardt; Stefan Brakensiek; Benjamin Scheller

Taschenbuch
2016 Campus Verlag
Auflage: 1. Auflage
257 Seiten; 212 mm x 175 mm
ISBN: 978-3-593-50526-8

Rezension verfassen

€ 43,20

  • führen wir nicht mehr
  • Versandkostenfrei innerhalb Österreich
Inhalt
Vorwort 7
Markus Bernhardt, Stefan Brakensiek, Benjamin Scheller
Ermöglichen und Verhindern - Vom Umgang mit Kontingenz: Zur Einleitung 9
Stefan Brakensiek
Wie relevant ist die Praxeologie für die Kulturwissenschaften? 23
Egon Flaig
Personalentscheidungen und Kontingenzbewältigung unter frühen Christusanhängern 49
Hartmut Leppin
Fehltritte - Otto von Freising, der Prozess gegen Gilbert von Poitiers und die Kontingenz der sozialen Kommunikation 83
Frank Rexroth
Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln: der spätmittelalterliche Leibrentenvertrag 117
Gabriela Signori
Kontingenzbewältigung im Zeit-Raum - Die Reisen des Venezianers Alvise Cadamosto nach Westafrika (1455 und 1456) 143
Benjamin Scheller
Resilienz - Vorgriffe auf Naturgefahren in Deutschland und der Schweiz seit 1800 167
Nicolai Hannig
Zukunft konkret - Zeithistorische Anmerkungen zum Handeln der praktisch Planenden 191
Dirk van Laak
Angst vor Technik und das Kontingentwerden "des Menschen" 209
Martina Heßler
Sicherheit als Fiktion - Zur kultur- und literaturwissenschaftlichen Analyse von Präventionsregimen 235
Stefan Willer
Autorinnen und Autoren 256


Kurztext / Annotation
Kontingenzgeschichten
Herausgegeben von Frank Becker, Stefan Brakensiek und Benjamin Scheller

Der Mensch der Vormoderne wähnte die Zukunft bei den Göttern aufgehoben, erst moderne Gesellschaften waren und sind vor die Herausforderung gestellt, im Bewusstsein der Ungewissheit alles Künftigen zu denken und zu handeln - der Umgang mit Kontingenz in der Geschichte ist weit komplizierter, als es dieses einfache Schema unterstellt. Auch in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit - so die Quintessenz des Bandes - entwickelten die Menschen Strategien, um sich gegen Schäden zu wappnen, die eintreten oder nicht eintreten konnten. Umgekehrt bestanden in der Moderne jene Formen der magischen Beschwörung des Künftigen vielfach fort, die üblicherweise mit vormodernen Gesellschaften identifiziert werden.

Langtext
KontingenzgeschichtenHerausgegeben von Frank Becker, Stefan Brakensiek und Benjamin SchellerDer Mensch der Vormoderne wähnte die Zukunft bei den Göttern aufgehoben, erst moderne Gesellschaften waren und sind vor die Herausforderung gestellt, im Bewusstsein der Ungewissheit alles Künftigen zu denken und zu handeln - der Umgang mit Kontingenz in der Geschichte ist weit komplizierter, als es dieses einfache Schema unterstellt. Auch in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit - so die Quintessenz des Bandes - entwickelten die Menschen Strategien, um sich gegen Schäden zu wappnen, die eintreten oder nicht eintreten konnten. Umgekehrt bestanden in der Moderne jene Formen der magischen Beschwörung des Künftigen vielfach fort, die üblicherweise mit vormodernen Gesellschaften identifiziert werden.

Vorwort
Dieser zweite Band der Reihe Kontingenzgeschichten präsentiert Beiträge von Kolleginnen und Kollegen, die auf Einladung des Graduiertenkollegs Vorsorge, Voraussicht, Vorhersage - Kontingenzbewältigung durch Zukunftshandeln nach Essen gekommen sind und mit ihrer Expertise zur Problemstellung dieses historischen Forschungsverbundes beigetragen haben. Sie haben sich darauf eingelassen, Antworten auf die Frage zu formulieren, wie Menschen zu verschiedenen Zeiten, in unterschiedlichen Weltregionen mit einer grundsätzlich unsicheren Zukunft aktiv umgegangen sind.
Ausgangspunkt der Überlegungen ist das in den Sozial- und Geistes-wissenschaften verbreitete Postulat, die westliche Moderne habe ein prinzipiell neuartiges Verhältnis zur Kontingenz entwickelt, das sich von den Haltungen in "traditionalen Gesellschaften" - den älteren bzw. außer-europäischen Zivilisationen - fundamental unterscheide. Das Essener Graduiertenkolleg setzt sich mit dieser Annahme grundlegend kritisch auseinander. Es ist keineswegs angetreten, die Differenz zwischen der westlichen Moderne und anderen Gesellschaften in Abrede zu stellen. Die Frage ist freilich, worin Unterschiede zwischen und innerhalb von ver-schiedenen Gesellschaften bestehen, und ob der Umgang mit Kontingenz die entscheidende Grenzmarkierung bildet, als die sie aktuell im Moderne-diskurs erscheint.
Eingeleitet wird Ermöglichen und Verhindern mit einem methodologischen Beitrag zur Grundlegung der Praxeologie, jenen kulturwissenschaftlichen Forschungsansätzen, die sich in der Arbeit des Essener Kollegs zur Klärung von Fragen nach dem aktiven Umgang mit einer ungewissen Zukunft als besonders geeignet erwiesen haben. Die übrigen Beiträge setzen der verbreiteten Vorstellung einer kategorialen Differenz zwischen der westlichen Moderne und allen anderen Gesellschaften zwei alternative Perspektiven entgegen: Die einen befragen die Handlungsweisen von Menschen der Spätantike und des Mittelalters daraufhin, welcher aktive Umgang mit der Zukunft ihnen abzulesen ist. Die anderen gehen der Frage nach, was die Untersuchung von Prävention, Planung und Zukunftsforschung, also jener für die Moderne emblematischen Handlungsformen, zur Charakterisierung eben dieser Moderne beitragen kann.
Es handelt sich um Aufsatzfassungen von Vorträgen, die im Rahmen der Spring-School des Graduiertenkollegs vom 23. bis 25. Februar 2015 am Kulturwissenschaftlichen Institut (Hannig, van Laak, Leppin, Signori, Willer) sowie in der Ringvorlesung zum Thema Zukunftshandeln am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen im Wintersemester 2014/2015 (Flaig, Rexroth, Scheller) gehalten wurden.
Wir danken Andreas Blume, Philipp Föhrenbach, Pamela Mannke-Gardecki, Franzisca Scheiner, Dr. Olav Heinemann und Dr. des. Christian Hoffarth für ihre tatkräftige Hilfe bei der Redaktion des Bandes, dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und seinem Direktor Claus Leggewie für die Unterstützung bei den Tagungen des Graduiertenkollegs, Jürgen Hotz vom Campus Verlag für die gute Zusammenarbeit und nicht zuletzt der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Bezuschussung der Druckkosten.



Markus Bernhardt, Stefan Brakensiek und Benjamin Scheller
Essen im Mai 2016


Ermöglichen und Verhindern - Vom Umgang mit Kontingenz: Zur Einleitung
Stefan Brakensiek
Das Problem einer ungewissen Zukunft stellt sich prinzipiell. Ideen, die sich Menschen von der Zukunft machen und in der Vergangenheit gemacht haben, gehören zu den klassischen Untersuchungsfeldern der Geisteswissenschaften. So sind innerweltliche Utopien und Jenseitsvor-stellungen für alle Epochen und Weltregionen intensiv erforscht worden. Dass sich Menschen der Zukunft aktiv handelnd zuwenden, gehört dagegen eher zu den Selbstbeschreibungen der Moderne, als zu den ein-gehend untersuchten historischen Problemen. Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass - sowohl in den älteren Epochen, als auch in d

Markus Bernhardt ist Professor für Didaktik der Geschichte an der Universität Duisburg-Essen, Stefan Brakensiek ist dort Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit, Benjamin Scheller Professor für die Geschichte des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit.